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ABT BONIFAZ WÖHRMÜLLER- Fünfter Abt von St. Bonifaz

In einem „Bilderbuch meiner Erinnerung“, das sich im Archiv der Abtei befindet, hat Abt Bonifaz Wöhrmüller sein Leben bis zur Priesterweihe 1909 beschrieben, vor allem seine Kindheit und Jugend im Münchner Westend.

Am 15. Dezember 1885 war er in Altötting geboren und auf den Namen Franz Seraph getauft. Sein Vater Johann war ein Bauernsohn aus Grüntegernbach – die dortige Wöhrmühle gab der Familie den Namen - und arbeitete als Bräubursche, die Mutter Anna Staudhammer stammte vom Altöttinger Bonimaier-Hof.

Abt Bonifaz Wöhrmüller - lebensgroßes Porträt in Sankt Bonifaz. Franz Xaver Wilfried Braunmiller, Bruder von P. Willibrord Braunmiller, hat es 15 Jahre nach Wöhrmüllers Tod begonnen und ihn in die für ihn prägende Ereignisse hineingestellt: Brand und Zerstörung von Sankt Bonifaz im zweiten Weltkrieg, auch als Symbol für die schwierige Zeit, in der Abt Bonifaz der Abtei vorstand.

Am 15. Dezember 1885 war er in Altötting geboren und auf den Namen Franz Seraph getauft. Sein Vater Johann war ein Bauernsohn aus Grüntegernbach – die dortige Wöhrmühle gab der Familie den Namen - und arbeitete als Bräubursche, die Mutter Anna Staudhammer stammte vom Altöttinger Bonimaier-Hof. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Die zwei Jahre jüngere Schwester Anna trat als Schwester Gregoria bei den Missionsbenediktinerinnen in Tutzing ein und starb bereits 1916.

1889 zog die Familie nach München,

wo der Vater eine Stelle beim Augustinerbräu antrat – auf der Schwanthaler Höh und damit im Pfarrsprengel von St. Bonifaz bzw. später dann von St. Benedikt. 1893 starb die Mutter im Alter von 30 Jahren an der Schwindsucht. Als sich der Vater mit der Schwester der Mutter verheiratete, begann für den kleinen Franz der ‚zweite Teil der Kindheit, der etwa vier Jahre dauern sollte und in meiner Erinnerung etwas Sonnenloses und Gnadenloses hat’ der Wunsch, Mönch zu werden. Nach der Erstkommunion 1896 und der Firmung entstand durch den Kontakt mit P. Willibald Krone von St. Benedikt langsam der Wunsch, Priester zu werden. Die Eltern waren zwar skeptisch, doch nach sieben Jahren Benediktusschule und privaten Lateinstunden bei P. Willibald gelang der Übertritt ins Ludwigsgymnasium. 1900 kam Franz dann ins Scholastikat nach Metten und trat 1904 in St. Bonifaz ein, wo er den Namen Bonifatius erhielt. Nach dem Studium an der Münchner Universität und der feierlichen Profess am 4. Oktober 1908 folgten am 16. Juni 1909 die Priesterweihe in St. Anna durch den Apostolischen Nuntius Andreas Frühwirth und am 24. Juni die Primiz, bei der P. Pius Eichinger zum Thema: „Du wirst ein Prophet des Allerhöchsten genannt werden“ predigte.

Schmuckblatt zur Abtweihe von Bonifaz Wöhrmüller, am 20. Juli 1919 mit seinem Wahlspruch "Ambulemus in lumine" - "Lasst uns wandeln im Licht" und seinem Wappen, das neben dem hl. Bonifatius für Sankt Bonifaz und Löwe und Adler für Andechs als persönliches Signet den Stern trägt.

Religionslehrer, Gastmeister, Novizenmeister, Stiftsprediger, Prior
Zunächst war P. Bonifaz als Kooperator und Katechet in St. Bonifaz eingesetzt. Seine Katechetentätigkeit, die vielen Referate beim Münchner Katechetenverein und die Beiträge in den Katechetischen Blättern empfahlen ihn dabei als Religionslehrer der heranwachsenden Prinzen und Prinzessinnen aus dem Haus Wittelsbach in der Nachfolge von P. Rupert.

Er half beim Aufbau der Pfarrbibliothek von St. Bonifaz mit, wurde 1914 Gastmeister,

1915 Novizenmeister und Stiftsprediger und 1917 Prior. Nach dem Tod von Abt Gregor Danner wurde er am 12. Juni 1919 zu dessen Nachfolger gewählt und am 20. Juli zum Abt geweiht. Die Kräfte konzentrieren Seine Jahre als Abt sind geprägt vom Gedanken der Konzentration von Kräften und Aufgabenbereichen vor dem Hintergrund schwieriger Jahre. St. Rupert und St. Benedikt wurden an Weltpriester übergeben, 1925 wurde die St.-Nikolaus-Anstalt in Andechs und 1933 auch die St.-Gregorius-Anstalt in Rothenfeld geschlossen. Personelle und finanzielle Gründe waren ausschlaggebend, im Falle von Rothenfeld spielte sicher auch die neue politische Situation ab Januar 1933 eine Rolle. Abt Bonifaz Wöhrmüller war ein strenger und herber Mensch, wohl auch aufgrund seiner chronischen Lungenerkrankung, die ab 1924 immer wieder längere Erholungsaufenthalte in der Schweiz erforderlich machte und die ihn Zeit seines Lebens behinderte und damit prägte. Er war schriftstellerisch tätig – auf historischem Gebiet mit den ‚Beiträgen zur Geschichte der Kastler Reform’ (1923) oder den ‚Literarischen Sturmzeichen der Säkularisation’ (1927) und pastoraltheologisch mit „Das königliche Gebot. Kleine Kapitel von der Nächstenliebe“ (1. Auflage 1921, 53. Auflage 1949, in fünf Sprachen übersetzt), „Frohe Botschaft“ (1929), „Gottes Lieblingsandacht“ (1922), und „Mannhaftes Christentum. Nachdenkliche Kapitel für Männer und Frauen“ (1934). 1922 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität München. In seine Regierungszeit fällt 1919 die Gründung der Chorvereinigung St. Bonifaz – vorher hatten Berufsmusiker die Gottesdienste gestaltet, das 75jährige Gründungsjubiläum der Abtei im Jahr 1925 sowie die Wiederbelebung der Pfarrwallfahrt von St. Bonifaz nach Andechs und der Feier des dortigen Dreihostienfestes.

Im Zweiten Weltkrieg mussten Abt und Konvent

die sukzessive Zerstörung von Kloster und Basilika erleben: ab August 1942 die Evakuierung von Teilen der Bibliothek nach Andechs, am Aschermittwoch 1943 erste Brandbomben auf den Klosterbereich mit der Vernichtung der Bibliothek und der darin verbliebenen Bestände, am 25. April 1944 das Ausbrennen der Basilika nach dem Abwurf von Phosphorbomben und am 7. Januar 1945 die endgültige Zerstörung der Kirche und der Einsturz der Krypta, die bis dahin als Gottesdienstraum gedient hatte. Die Basilika wurde nach dem Krieg nur im hinteren Drittel wieder aufgebaut, ihre Weihe am 17. Dezember 1950 konnte Abt Bonifaz Wöhrmüller nicht selbst vollziehen. Er war wieder einmal schwer erkrankt und wurde von Abt Angelus Kupfer von Ettal vertreten. Das im Mai 1951 gefeierte 150jährige Gründungsjubiläum von St. Bonifaz hat er noch erlebt, am 25. Oktober desselben Jahres ist er im Alter von 65 Jahren gestorben und wurde in der neu erbauten Krypta von St. Bonifaz beigesetzt. Seinen Wahlspruch „Ambulemus in lumine“ und den damit verbundenen Stern in seinem Wappen hat er in einer Zeit des Umbruchs ausgewählt, sicher nicht ahnend, durch welch schwierige und auch finstere Zeiten Abt und Konvent von St. Bonifaz in den Jahren zwischen dem Ersten und dem Ende des Zweiten Weltkriegs unterwegs sein sollten.

Angeschlagen, aber nicht zerbrochen. Weniges ist über Abt Bonifaz Wöhrmüller vorhanden, was ihn persönlich in den Mittelpunkt stellt. Aber auf allzu große Außenwirkung war sein Leben auch nicht angelegt.

Wenn man es in der Rückschau betrachtet

und die großen Herausforderungen in seiner Zeit als Abt beleuchtet – und das alles auch noch vor dem Hintergrund seiner desolaten Gesundheit und seiner beständigen Selbstzweifel, hat er eigentlich Über-Menschliches geleistet. St. Bonifaz hat mit ihm als Abt die schlimmsten Jahre des 20. Jahrhunderts überstanden – baulich nahezu zerstört, aber trotzdem nicht vernichtet, menschlich angeschlagen, aber nicht zerbrochen. Gleichzeitig wird hier aber auch deutlich, dass ein Abt für sich allein nichts vermag, sondern dass klösterliches Leben gemeinschaftliches Leben ist. Wer die Priestermönche in ihrer je unterschiedlichen und unterschiedlich intensiven Außenwirkung betrachtet, wer an die vielen Brüder denkt, die das alles mitgetragen haben – im Krieg, in der Abtei in München, in Andechs, beim Wiederaufbau, und wer auch die nicht vergisst, die von der Pfarrei und aus der Stadt München zur Stelle waren, wenn es im Krieg und nach dem Krieg um Hilfe und Unterstützung ging, der sieht, was ein Haus aus lebendigen Steinen Wert ist, umso mehr, wenn das Haus aus toten Steinen zusammenbricht. ImLicht wandeln - der Wahlspruch „Ambulemus in lumine“ wurde so zum Programm für alle, die zur St. Bonifaz gehörten oder ihm nahe standen. Auch wenn Wöhrmüllers Wirkung und damit die Erinnerung an ihn vom fürsorglichen Vater bis zum gefürchteten und strengen Oberen reichen mag, mit seinem Wahlspruch hat er sich von Anfang an mit allen anderen unter das gleiche Licht gestellt: Lasst uns wandeln im Licht – und das darf auch als sein Vermächtnis gelten.