Der Festgottesdienst am 27. Dezember wurde von den Münchner Chorbuben und Chormädchen und der Choralschola gestaltet. In seiner Predigt verband der Jesuit Pater Andreas Batlogg den dankbaren Rückblick mit einem mutigen Ausblick auf die Zukunft mit Gott.
"60 Jahre Priester - eine lange Zeit! Dass Sie diesen Tag erleben würden, war Ihnen, dem 25jährigen, damals wohl nicht klar. Auch nicht, dass Sie bereits nach zwölf Ordensjahren Abt werden würden und dass Sie dieses Amt 39 Jahre lang aktiv ausüben würden.", fasste Pater Batlogg treffend den jahrzehntelangen Dienst von Abt Odilo in der klösterlichen Gemeinschaft und in der Seelsorge zusammen und unterstrich: "Wir sind als Priester nicht die Macher. Wir verweisen, wie der Täufer, wir weisen auf einen, der größer ist als wir selber."
1953 hatte der berühmte Jesuit und Theologe Karl Rahner die – leider nicht überlieferte - Primizpredigt gehalten. Überliefert ist allerdings eine Einschätzung der Münchner Kirchenzeitung, wonach Pater Rahner „mit der ihm eigenen philosophisch- dogmatischen Präzision“ das Mysterium des Priestertums dargelegt habe.
1981, inzwischen hochbetagt, hat Karl Rahner auch zum Silbernen Priesterjubiläum von Abt Odilo gepredigt. Immer wieder zitierte Pater Batlogg daher in seiner Ansprache seinen berühmten Ordensbruder: "Ein Priester heute macht sich keine Illusionen. Er kennt, den nüchternen Alltag des getreuen Knechtes. Er rechnet mit Misserfolgen und Enttäuschungen, er hat den Mut, ein ungehörter Rufer in der Wüste dieser Zeit zu sein. Er verkündet und feiert ja den Tod seines Herrn und muss darum bereit sein, Jesu Schicksal zu teilen in Alltäglichkeit, in Misserfolg und schließlich im eigenen Tod."
Es gehe darum, so Pater Batlogg, den Alltag zu leben, auch den Alltag des Glaubens, nicht zum Architekten des eigenen Nachrufs zu werden, in der Gegenwart Gottes zu leben, unter heutigen Bedingungen, und nicht klerikal-nostalgisch zu jammern. "Auch das ist eine Lebens- und nicht zuletzt eine Glaubensleistung. Das können wir voneinander lernen - und einander schenken: im Konvent von Sankt Bonifaz, in der Pfarrei, in dieser Stadt".
Wie Johannes, den Bruder des Jakobus, gelte es, die Nähe Jesu zu suchen, auf ihn zuzugehen, von ihm Zeugnis abzulegen, so der österreichische Theologe. "Das ist Jüngerschaft, dazu sind alle Christen berufen. (...) Priesterliche Existenz und Ordensexistenz sind nur Ausfaltungen dieser einen großen Berufung."
Im Gespräch ist Abt Odilo - trotz seiner körperlichen Einschränkungen - freundlich und zuvorkommend wie immer. Das konnte viele Gratulanten bei einem Empfang im Anschluss an den Festgottesdienst bei Andechser Bier und Brezn im Zentrum Sankt Bonifaz erleben.
Für jeden der zahlreichen Gratulanten nahm sich Abt Odilo Zeit, hatte ein gutes Wort und eine freundliche Geste, oft verbunden mit seinem ihm eigenen Schalk und hintergründigem Humor.