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Predigt Abt Johannes beim Requiem für Frater Ansgar

Beim Requiem für Frater Ansgar Mößmer hielt Abt Johannes Eckert am 10. Dezember 2014 in der Andechser Wallfahrtskirche folgende Predigt.

"Liebe Schwestern und Brüder,

Freude – Freiheit – Glück sind stichwortartig Leitmotive der Lesung aus dem Propheten Jesaja, die wir eben gehört haben. Nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil war der Text eine Trostbotschaft für Diasporajuden, denen die Heimkehr verwehrt war. Sie hatten ihr Vertrauen in Gott verloren, an seine Macht. Ihr Glaube wurde brüchig, schlaff und kraftlos. Es sind Verzagte, oder wie wir besser übersetzen könnten, Menschen, deren Herz schnell geht, Herzenseilige, die in ihrem Innern voller Angst und Furcht sind. Weil ihnen Lebensperspektiven fehlen gleicht ihr Leben einer Wüste, öd – versteppt – leblos – trostlos.

Ganz in der Tradition des Propheten Jesaja will die Lesung ermutigen, der Resignation Stand zu halten: „Gott ist im Kommen!“. So lautet die hoffnungsvolle Botschaft: Gott wird auch Euer Leben verwandeln in einen prachtvollen Garten, voller Blüten und Farben,zu einem schönen, fruchtbaren Land: Gott bringt eure Wüste zum Blühen mit aller Fülle,weil er selbst Pracht und Lebensfülle ist!

An diesen Gott der Pracht und Lebensfülle hat unser fr. Ansgar geglaubt, gerade auch in den Wüstenerfahrungen seines Lebens: Am 13. Sept. 1919 in Weilheim geboren wurde er auf den Namen Franz Xaver getauft. Zusammen mit 9 älteren Geschwistern und einem jüngeren Bruder wuchs er in einer guten, christlichen Familie auf. Schon als Kind kam er mit der Weilheimer Stadtwallfahrt hierher auf den Hl. Berg, so dass die Andechser Wallfahrtskirche mit ihrer Pracht für ihn ein besonderer Ort der Gegenwart Gottes war.

Eigentlich wollte er Gärtner werden, da aber nach dem frühen Tod seines Vaters 1937 im elterlichen Steinmetzbetrieb jede Hand gebraucht wurde, war ihm die Erfüllung des Berufswunsches zunächst verwehrt.

Mit 19 wurde fr. Ansgar gemustert und eingezogen. Als Sanitäter wurde er zunächst an die Westfront versetzt, kam dann aber 1941 mit der neu geschaffenen Division der Spielhahnjäger an die Ostfront. Hier lernte er die späteren Münchener Weihbischöfe Tewes und Defregger und viele Kameraden kennen, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verband.

Als treuer und verlässlicher Ministrant und Messner war ihm der Gottesdienst gleichsam ein Lebensquell in den Verwüstungen des Krieges. Hier konnte er Kraft für seine Aufgaben als Sanitäter auf dem Hauptverbandsplatz und im OP schöpfen, die ihn immer wieder vor große Herausforderungen stellten. Aufgrund seiner aufopferungsvollen Tätigkeit wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Nach den Rückzugsgefechten im Frühjahr 1945 kam fr. Ansgar am 06. Mai in russische Gefangenschaft, aus der er im Sommer 1948 entlassen wurde. Es ist schon erstaunlich, dass trotz aller Verwüstungen, die Krieg und Gefangenschaft in seinem Leben hinterließen, Fr. Ansgar das Leben positiv anging und sich stets seinen ihm eigenen Humor bewahrte. Schon vor dem Krieg hatte fr. Ansgar einen Klostereintritt in Erwägung gezogen.

Auf Vermittlung einer Tante, die mit Abt Sigisbert Mitterer gut bekannt war, kam er am 01. Dez. 1948 ins Isartal nach Schäftlarn. Bei seiner Einkleidung am 13. Okt. 1949 erhielt er den Ordensnamen Ansgar und wurde so nach seinem im Krieg gefallenen Cousine Oskar benannt. Am 15. Okt. 1950 konnte er in Schäftlarn die Zeitliche Profess ablegen, am 08. Dez. 1951 die Feierliche Profess. Nach seiner Gärtnerausbildung absolvierte er 1957 die Meisterprüfung. Neben seiner Beschäftigung im Garten war fr. Ansgar als Sakristan und Konventbruder tätig. Fr. Ansgar erzählte gerne Geschichten aus seiner Schäftlarner Zeit, die aufgrund seines starken Willens nicht immer konfliktfrei ablief.

Nach einer Auseinandersetzung verließ er am 24. Dez. 1971 sein Heimatkloster und sollte nun für einige Jahre selbständig als Gärtner, Messner und Bestatter in München tätig sein. Auf Vermittlung seines väterlichen Freundes Weihbischof Defregger fand er schließlich 1977 den Weg nach St. Bonifaz. Hier sollte wiederum der Klostergarten zu seinem Wirkungsfeld werden.

Mit großem Eifer schmückte er zu den Festtagen alle Münchener Innenstadtkirchen, fertigte für Beerdigungen üppige Gestecke und Kränze, dekorierte Festwägen und vieles andere mehr.  Letztlich spiegelte sich in der üppigen,  ja oft keine Grenzen kennende Fülle von Blumen und Blütenpracht, seine innere Sehnsucht, der Pracht und Schönheit des Glaubens Ausdruck zu verleihen.

Zur 350-Jahrfeier schmückte fr. Ansgar die Mariensäule, zur Seligsprechung das Grab Rupert Mayers im Bürgersaal. Für das Münchner Fronleichnamsfest entwarf er prächtige Blumenkugeln, die bis heute die Altäre zieren. Mehrfach wurde er bei floristischen Wettbewerben mit der Silbernen Rose ausgezeichnet. Fr. Ansgar war ein äußerst kreativer Mensch, der das Wort der Benediktsregel „Gott liebt einen fröhlichen Geber“ (RB 5,16) verinnerlicht hatte, so dass er gerne bei Festen und Feierlichkeiten in Stadt und Land mit seinen üppigen Dekorationen beeindruckte. Viele von uns wurden von ihm großzügig beschenkt und danken es ihm heute!

Es ist verständlich, dass die Aufgabe der Stiftsgärtnerei für den damals 80-jährigen ein schmerzhafter Einschnitt darstellte. Mit zunehmendem Alter kehrte er mehr und mehr in die klösterliche Gemeinschaft zurück, manchen Krankheiten und Einschränkungen musste er sich stellen, die er aber aufgrund seines starken Willens und seines robusten Naturells meisterte. Gerade die Feier des Gottesdienstes und das Chorgebet, das er oft mit kräftiger Stimmte mitbetete, war ihm Stütze und Hilfe im Alter. Über all die Jahre war es fr. Ansgar ein besonderes Anliegen, dass der frühere Münchener Erzbischof Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt nicht auf seinen Adventskranz im fernen Rom verzichten musste. 31 Jahre lang hat fr. Ansgar bis zu 50 Kränze gebunden und geschmückt, die dann am Ende des Kirchenjahres ihren Weg über die Alpen nahmen. So auch in diesem Jahr.

Nachdem er am Donnerstag vor dem ersten Advent noch persönlich die Adventskränze in St. Bonifaz an die Mitbrüder und Angestellten verteilt hatte, stellten sich am Abend bei ihm schwere Schmerzen ein. Es wurde für ihn Advent, so dass er am Nachmittag des 05. Dez. heimgehen konnte.

Wenn wir dieses beeindruckende Leben von Fr. Ansgar nun in die Hand des Schöpfers zurücklegen, tun wir es im Vertrauen, das sich das Wort aus dem Propheten Jesaja an unserem Verstorbenen erfüllt: Dass unser fr. Ansgar nun die Herrlichkeit und die Pracht des Herrn sieht und dass in diesem Ansehen auch das, was er in seinem Leben gefehlt hat, zur Vollendung kommt: „Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen.“ Amen."