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ABT BENEDIKT ZENETTI - Dritter Abt von St. Bonifaz

Abt Benedikt wurde am 13. Mai 1821 als Sohn des ehemaligen Ministers und Staatsrats Johann Baptist von Zenetti (1785-1856) und seiner Gemahlin Josephine Mieg (1793-1828) in Speyer geboren und auf den Namen Wilhelm getauft.

Er ist übrigens der Urgroßonkel der beiden Politiker Hans-Jochen und Bernhard Vogel.

Abt Benedikt Zenetti – lebensgroßes Porträt in St. Bonifaz: Zenetti hat den Aufriss der Kirche St. Benedikt in München vor sich liegen, die von ihm zum Benediktsjubiläum 1880 erbaut wurde, ebenso wie Anfang des 20. Jahrhunderts St. Rupert im Westend. Die wachsende Ausdehnung der Pfarrei St. Bonifaz auf mehr als 60.000 Katholiken in dieser Zeit hatte diese Bauten notwendig gemacht.

1826 verließ die Familie Speyer und zog nach München, wo Wilhelm Zenetti die Schule besuchte und nach dem Studium der Philosophie, der beiden Rechte und der Theologie ins Freisinger Priesterseminar eintrat. Am 1. August 1847 wurde er zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er am 15. August desselben Jahres in St. Ludwig in München. Nach der ersten Kaplansstelle in Tölz wurde er 1850 Pfarrer von Aufkirchen am Starnberger See. Im Dezember 1850 trat er zusammen mit dem späteren Abt Daniel Bonifaz Haneberg und Franz Hoffnaaß – als Benediktiner P. Odilo – in St. Bonifaz ein. Einer der ersten Novizen nach der Gründung der Abtei

Sie waren die ersten Novizen nach der Gründung der Abtei


durch König Ludwig I. und der Weihe von Kirche und Kloster am 24. November dieses Jahres. Am 28. Dezember 1851 legte Zenetti zusammen mit seinen beiden Mitnovizen die Profess ab. Er war von 1853 bis 1856 Pfarrer von St. Bonifaz, Novizenmeister, unter Abt Haneberg Prior und zwei Jahre Leiter des Königlichen Erziehungsinstitutes und wurde 1866 von König Ludwig I. zum Gründungsprior von Schäftlarn, der letzten von Ludwigs Stiftungen, ernannt. Am 27. August 1872, nach der Berufung Hanebergs zum Bischof von Speyer, wählten ihn seine Mitbrüder in St. Bonifaz zu ihrem Abt.

Abt Benedikt Zenetti im Kreis seiner Mönchen im Kapitelsaal von St. Bonifaz, 1900 – neben Abt Benedikt P. Subprior Johannes vom Kreuz Klingl, dahinter von links nach rechts P. Rupert Jud, P. Augustin Engl (später Prior), P. Marian (?), P. Odilo Rottmanner, P. Max Kölbl, P. Hugo Strähhuber, P. Romuald Deller, P. Maurus Mayerhofer und P. Wolfgang von Gruben.

In der Öffentlichkeit sollte er in den kommenden mehr als 30 Jahren,

die er dieses Amt bekleidete, wenig in Erscheinung treten. Dennoch hat er tiefe Spuren hinterlassen, deren Außenwirkung vor allem immer dann zu Tage trat, wenn es um die Feier von Jubiläen ging, die Abt Benedikt betrafen: sein 70. Geburtstag am 13. Mai 1891, den er auf eigenen Wunsch mit einer Wallfahrt nach Altötting beging, sein 50jähriges Priester- und 25jähriges Abtsjubiläum am 29. August 1897, der 80. Geburtstag 1901 und das Goldene Professjubiläum am 28. Dezember desselben Jahres. Wenn auch sein Nachlass nicht sehr umfangreich ist, so sind es gerade diese Ereignisse, die in einer großen Zahl von Glückwunschsschreiben aus dem ganzen Land und aus allen Schichten und Gruppierungen der Bevölkerung bis hinauf zum Königshaus die Achtung und den Respekt widerspiegeln, die Abt Benedikt entgegengebracht wurden.

Postkarte aus dem Jahr 1900 zum 50jährigen Jubiläum von Basilika und Abtei St. Bonifaz mit den Porträts des Stifters König Ludwig I. und des amtierenden Abtes Benedikt Zenetti.

Herausragende Daten in seiner Amtszeit waren die beiden Abteijubiläen 1875 und 1900: das 25jährige und das 50jährige Gründungsfest von Kloster und Pfarrei. 1875 hielt Bischof Bonifaz Haneberg die Festpredigt und P. Beda Stubenvoll verfasste eine Festschrift, die vor allem die Gründungszeit behandelte – erstmals aus einem gewissen zeitlichen Abstand, nach 25 Jahren auch dies schon Geschichte. Zur 50-Jahrfeier 1900 beschränkte man sich auf interne Aktivitäten, wenn vor allem Rechnungen für notwendige Restaurierungs- und Verschönerungsmaßnahmen zu diesem Anlass überliefert sind.In der Außenwirkung steht das immense Wachstum des Pfarrsprengels nach Westen im Vordergrund.

Um 1880 gehörten rund 60.000 Gläubige zum Pfarrsprengel von St. Bonifaz,

eine Zahl, die ohne den Bau weiterer Kirchen nicht mehr sinnvoll betreut und versorgt werden konnte. Zenetti trat hier zwar nicht als der große Initiator in Erscheinung, bestimmte aber im Hintergrund gewährend und unterstützend den Fortlauf der Dinge. P. Magnus Sattler, der von 1870 bis 1873 seine Andechser Jahre unterbrach und in St. Bonifaz eingesetzt war, bevor er von Abt Benedikt als Prior nach Andechs zurückgesandt wurde, war hier die treibende Kraft. Sein Aufruf vom 10. April 1873 als Pfarrvikar von St. Bonifaz zum Bau einer zweiten Kirche in der Pfarrei auf der Schwanthaler Höhe war der Startschuss für die Entstehung der Pfarreien St. Benedikt und St. Rupert. Schon am 28. Juli 1878 konnte Abt Benedikt den Grundstein für die Benediktuskirche legen, am 31. Oktober 1881 wurde sie durch Erzbischof Antonius von Steichele geweiht.

Doch es blieb nicht nur beim Kirchenbau. 1881/82 wurde die Benediktusschule eröffnet, 1883 kam die so genannte Benediktusanstalt hinzu, die sich die Betreuung von Kleinkindern zur Aufgabe machen sollte und den Franziskanerinnen von Mallersdorf anvertraut wurde.

Doch das Westend wuchs weiter und damit auch die Sorgen für St. Bonifaz.

Deshalb wurde 1895 der Kirchenbauverein St. Rupert gegründet. Und auch hier ging es in unglaublicher Geschwindigkeit voran: 1901 Grundsteinlegung, am 25. Oktober 1903 die Benediktion der Kirche, am 8. April 1906 die Erhebung zur selbstständigen Pfarrei und am 13. September 1908 die Weihe durch Erzbischof Franz Joseph von Stein. Die Eröffnung der Kirche 1903 konnte noch Abt Benedikt vornehmen – mit 82 Jahren – und muss sich bei dieser Gelegenheit so schwer erkältet haben, dass er sich davon nicht mehr erholte. Am 18. Februar 1904 starb er und wurde in der Gruft von St. Bonifaz beigesetzt. In der Predigt zur Beisetzung des Abtes am 22. Februar 1904 bezieht sich P. Odilo Rottmanner auf Kapitel 2 und 64 der Benediktsregel über die Anforderungen an den Abt eines Klosters und meint: „Nehmen wir zu diesen ernsten Vorschriften der heiligen Regel einerseits die viel zu geringe Meinung, die Abt Benedikt von sich selber hatte, und anderseits die überaus schwierigen Aufgaben, wie sie gerade dem Abt von St. Bonifaz und Andechs obliegen, dann begreifen wir, daß Abt Benedikt vom Anfang bis zum Ende seiner langjährigen Amtszeit unter dem Drucke des ihm auferlegten Kreuzes seufzte (…) Wer immer mit Abt Benedikt in Berührung kam, dem mußte seine aufrichtige Frömmigkeit und Demut, seine Milde und Friedensliebe, sein würdevolles, im besten Sinne des Wortes vornehmes Wesen und Benehmen Hochachtung und Liebe abgewinnen…“