Bernhard Rotter, so Frater Emmanuel mit bürgerlichem Name, wurde am Dreikönigstag 1967 in Haag in Oberbayern geboren und wuchs in Albaching, einer kleinen Gemeinde mit rund 1.500 Einwohnern nördlich von Rosenheim und östlich von München auf.
Die Suche nach seinem klösterlichen Weg führte ihn Ende der 1980er Jahre zu den Benediktinern nach Sankt Bonifaz in München. Am 12. April 1991 legte er seine erste Profess ab und gelobte damals vor Abt Odilo und der Klostergemeinschaft Beständigkeit, Gehorsam und klösterlichen Lebenswandel.
Bald schon engagierte sich der gelernte Krankenpfleger für Menschen ohne Obdach. Seine Tatkraft und die Mithilfe der Mitbrüder haben schließlich zum Bau des Haneberghauses geführt, wo das Kloster sein soziales Engagement bündeln konnte. 2001 wurde es eingeweiht und Frater Emmanuel leitet es seither.
Auch für die klösterliche Gemeinschaft übernimmt er als Prior und Kantor in vielfältiger Weise Verantwortung und kümmert sich als Infirmar zusätzlich um die kranken und alten Mitbrüder.
In seiner Predigt erinnerte Abt Johannes daran, dass Frater Emmanuel ihm vor gut zwanzig Jahren "hinter vorgehaltener Hand als Freiheitskämpfer" vorgestellt wurde, zunächst im Bezug auf das Engagement von Frater Emmanuel, dass seine Heimatgemeinde Albaching 1994 wieder selbstständig wurde.
In gewisser Weise sei auch der Mönch ein Freiheitskämpfer, so Abt Johannes: "Ein Mensch, der von einer tiefen Sehnsucht nach Freiheit geprägt ist und darum vieles hinter sich lässt, um aus der Bindung an Gott frei zu sein von allen Abhängigkeiten, die unser Leben, die unsere Welt mit sich bringen: „Vacare in Deo – frei sein für Gott“ nennt es die klösterliche Tradition: Gott allein wollte Benedikt gefallen als er Rom verließ und sich in der Bergeinsamkeit bei Subiaco in eine Höhle zurückzog."
Freilich, so Abt Johannes weiter, falle einem diese Freiheit als Mönch nicht in den Schoß. Sie bedeute Auseinandersetzung mit sich selbst, Ringen mit seinem Glauben, Aufkommen von Zweifeln, die Sehnsucht nach einem Du – nach Liebe, Scheitern und den Mut zum Neuanfang. "All das ist Freiheitskampf, wie es Benedikt erlebt hat, wie es Du erlebt hast – wenn Du heute auf 25 Jahre zurückschaust, wie wir den Freiheitskampf alle kennen."
Mit Blick auf das Evangelium des Tages von der Brotvermehrung unterstrich Abt Johannes: "Klösterliches Leben bedeute indess nicht Rückzug, sondern meint, die fünf Gerstenbrote und die zwei Fische, die wir haben, mit anderen zu teilen, wie wir es auf dem Hl. Berg oder hier mitten in der Stadt versuchen." So werde der Name Emmanuel z.B. im Haneberghaus lebendig, wenn Menschen in Schwierigkeiten erlebten, dass sie angenommen und willkommen seien.
Schließlich dankte Abt Johannes Frater Emmanuel für seinen Dienst als "Freiheitskämpfer" in der klösterlichen Gemeinschaft: "Bewahre Dir diese Sehnsucht, letztlich in der Bindung an Gott Freiheit zu finden, bewahre Dir den Glauben, an den Gott mit uns."
Nach der Predigt verlas Frater Emmanuel laut seine von Hand geschriebene Profess-Erneuerung und übergab sie Abt Johannes.
Einen der eindrucksvollsten Abschnitte des Gottesdienstes bildete dann das dreimalige „Suscipe, me domine“ („Nimm mich auf, o Herr“), das Frater Emmanuel allein anstimmte. Das Suscipe ist ein Abschnitt aus dem Psalm 119, der die Hingabe des Mönches an Gott und das Vertrauen auf seine Nähe und Führung auf dem eigenen Weg der Gottsuche zum Ausdruck bringt.