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BAU AUS LEBENDIGEN STEINEN - PFARRGESCHICHTE

Die wechselvolle Geschichte der Pfarrei Sankt Bonifaz ist wie die der Abtei eng verwoben mit der Münchner Stadtgeschichte ab Mitte des 19. Jahrhunderts und dem bayerischen Königshaus. Hier ein kurzer Überblick.

Neben der Gründung einer Benediktinerabtei durch König Ludwig I. von Bayern, war von Anfang an auch die Errichtung einer Pfarrei in der Maxvorstadt geplant. Da Ludwig zum Zeitpunkt der Einweihung nicht mehr regierender König war, musste seine Stiftung mit Urkunde vom 4. November 1850 durch seinen Sohn, König Maximilian II., bestätigt werden, was am 11. November desselben Jahres geschah. 


Einen Tag später, am 12. November erteilte der zuständige Ortsbischof, der Münchner Erzbischof Karl August von Reisach, seine Zustimmung und gab kurz darauf den Termin der Kirchweihe am 24. November und den künftigen Sprengel der zum 1. Dezember neu zu errichtenden Pfarrei St. Bonifaz bekannt. In der entsprechenden Urkunde des Bischofs vom 29. November 1850 ist von der „Stadtpfarrei zum Hl. Bonifacius in München“ die Rede, die Kirche zum Hl. Bonifatius wird zur Pfarrkirche mit allen einer solchen zustehenden Rechten und Vorzügen ernannt. Der Pfarrklerus sollte aus einem Pfarrvikar und vier Kaplänen bestehen. Mit Ausnahme des ersten Pfarrvikars, dessen Benennung sich der Stifter vorbehalten hatte, sollten alle folgenden vom jeweiligen Abt des Benediktinerstifts aus der Zahl der Konventualen gewählt und dann dem Erzbischof zur oberhirtlichen Bestätigung und Beauftragung vorgestellt werden.

Schnelles Wachstum

Die neue Pfarrgemeinde wuchs schnell nach Westen, Norden und Süden, so dass die Benediktiner von St. Bonifaz um 1870 bereits etwa 30.000 Gläubige zu betreuen hatten, 1890 waren es mehr als 50.000 1881 wurde deshalb als weitere Kirche St. Benedikt auf der Schwanthaler Höhe geweiht, 1903 St. Rupert, das 1906 zur selbstständigen Pfarrei mit der Filiale St. Benedikt erhoben wurde.

Großes caritatives Engagement

Neben der Seelsorge waren die Benediktiner von Anfang an eng eingebunden in die sozialen und caritativen Einrichtungen in ihrem Pfarrbereich, die gerade im Bereich des Westends und der Schwanthaler Höhe von großer Bedeutung für die stetig wachsende Bevölkerung waren. Der Unterstützung der Armen dienten die Vinzenzkonferenzen St. Bonifaz I und St. Bonifaz II, die Wohlfahrtspflege im Sinne der heutigen Caritas übernahmen der Elisabethenverein für Frauen und Mütter, das katholische Casino, das Geselligkeit und Politik miteinander verband, sowie verschiedene Unterstützungsvereine, wobei die wohlhabende Bevölkerung für die Notleidenden kräftig spendete.

Die ambulante Krankenpflege wurde von den Barmherzigen Schwestern übernommen, zu denen sich später die Mallersdorfer Franziskanerinnen gesellten. Es gab mit Benediktusanstalt und Rupertusanstalt zwei Kinderbewahranstalten, die Vorbereitung von Christbescherungen, die Versorgung armer Kinder mit Ferienplätzen, die Betreuung von Mittelstandsküchen und viele andere Werke der Caritas lagen in den Händen der Benediktiner und der Mallersdorfer Schwestern.

Kirchliche Jugendpflege und Jugendführung entwickelten sich seit der Wende zum 20. Jahrhundert, in der Jugendbewegung, in der Jugendkompanie und im Pfadfindertum wirkten die Patres ebenso wie seit dem Ende des Ersten Weltkrieges in der Studentenseelsorge und in den Studentenverbindungen, die sich im Bereich von St. Bonifaz ansiedelten.

Geistlichen Zentrum Sankt Bonifaz

Die Benediktiner waren als Beichtväter gern gesehen, aber auch als Zelebranten in den vielen Nebenkirchen und Kapellen, wo täglich die heilige Messe gefeiert wurde. Bis vor dem Zweiten Weltkrieg gab es im Bereich der Pfarrei zwölf Kapellen, in denen das Allerheiligste aufbewahrt wurde und täglich zelebriert wurde. Die weiblichen Dienstboten hatten in der Marienanstalt an der Dachauer Straße ihre feste Unterkunft, während die Auszubildenden in der Gesellenhausstiftung in der Schommerstraße ihren Treffpunkt hatten. Die Predigt auf der Kanzel von St. Bonifaz wurde von bedeutenden Predigern gepflegt; neben den Benediktinern war es v.a. Kardinal Michael von Faulhaber, der hier u. a. seine berühmte Friedenspredigt im Februar 1932 gehalten hat.

Pater Ludger Rid - prägende Persönlichkeit

P. Ludger Rid, von 1920 bis 1956 Stadtpfarrer in München St. Bonifaz, führte in seinem Jahresbericht 1936 die vielen liturgischen Höhepunkte im Jahreskreis auf, zu denen sich die Patres und viele Gläubige zusammenfanden: der Jahresschluss und die Auferstehungsfeier, zu der sich auch immer die Regenten des Landes einfanden, die Christmette, in den Kartagen das Heilige Grab und vor allem die Fronleichnamsfeier sowie das Patroziniumsfest und das Benedik-tusfest. P. Ludger Rid führte die vielen Prozessionen, Kirchen und Kapellen und ihre Gottesdienste und liturgischen Feiern in seinem Fragebogen schon deshalb auf, um damit zu zeigen, wie vielfältig die Seelsorge und auch der Zusammenhalt der Gläubigen seiner großen Pfarrei war – vor allem im Blick auf das nationalsozialistische Regime dieser Jahre.

Zerstörung und Neuanfang nach 1945

Im Zweiten Weltkrieg wurden Kirche und Kloster von Brandbomben und Luftminen schwer getroffen. Von der Basilika blieb eine Ruine, die nach dem Krieg nur im hinteren Drittel wieder aufgebaut wurde. Auch die Innenausstattung war völlig zerstört. Es entstand ein nahezu quadratischer Kirchenraum, der mehrmals umgestaltet wurde – und: es sollte Jahre dauern, bis nach dem Wiederaufbau der Kirche auch der Wiederaufbau der Seelsorge beginnen konnte.

Die Seelsorgsberichte der Pfarrei für das Erzbischöfliche Ordinariat München aus den ersten Nachkriegsjahren zeigen, dass die pfarrliche Seelsorge schwieriger wurde. Immer mehr Menschen zogen aus dem Innenstadtbereich weg, im Bereich der Pfarrei St. Bonifaz entstanden zunehmend staatliche und städtische Schulungs- und Versorgungseinrichtungen: aus der pfarrlichen Gemeindeseelsorge entwickelte sich eine Seelsorge an den neu entstehenden (Personal-)Gemeinden in St. Bonifaz mit neuen Formen und Aktivitäten.

Ende der 1960er Jahre wurde die Baulücke zwischen Restbasilika und Kloster durch ein modernes Seelsorge- und Bildungszentrum geschlossen, das von 2003 bis 2006 grundlegend saniert wurde.

Pfarrvikare bzw. Pfarradministratoren:

1850-1852 Franz Xaver Sulzbeck OSB    
1852-1853 Placidus Jungblut OSB    
1853-1856 Benedikt Zenetti OSB    
1856-1858 Placidus Jungblut OSB    
1858-1869 Johannes von Kreuz Klingl OSB    
1869-1879 Placidus Jungblut OSB    
1870-1873 Magnus Sattler OSB    
1873-1906 Johannes von Kreuz Klingl OSB    
1906-1911 Benedikt Brenner OSB    
1911-1920 Burghard Gerber OSB    
1920-1956 Ludger Rid OSB    
1956-1967 Willibrord Braunmiller OSB    
1967-1982 Quirin Bayer OSB    
1982-1992 Norbert Fuhrmann OSB    
1992-2006 Augustinus Bauer OSB    
2006 a. m. a.: Korbinian Linsenmann OSB