Abt Odilo Lechner

Mit weitem Herzen ins 21. Jahrhundert

Abt Odilo Lechner (1967-2003), siebter Abt von St. Bonifaz

Geboren wurde Hans Helmut Lechner als einziges Kind seiner Eltern am 25. Januar 1931 in München-Bogenhausen. Er besuchte die Gebele-Volksschule und das Wilhelmsgymnasium in München. 1946 wechselte er auf das Gymnasium der Benediktinerabtei Metten, wo er 1949 sein Abitur ablegte. Danach studierte er zunächst Philosophie und Theologie an den Universitäten München, Innsbruck und Würzburg. In Innsbruck erwarb er 1952 das Lizentiat in Philosophie.

Im gleichen Jahr trat er in die Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München ein, legte am 7. November 1953 die zeitliche Profess ab und erhielt von Abt Hugo Lang den Ordensnamen Odilo. Am 23. Dezember 1956 wurde er durch den Münchner Erzbischof Joseph Kardinal Wendel zum Priester geweiht. Die Primizpredigt hielt ihm der berühmte Jesuit Karl Rahner. Die folgenden Jahre war er als Kaplan und Katechet in der Pfarrei St. Bonifaz tätig, ab 1961 ging er zum Weiterstudium nach Würzburg, wo er 1963 mit einer Arbeit über „Idee und Zeit in der Metaphysik Augustins“ zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. Bereits ab 1962 war er in Salzburg als Sekretär des Philosophischen Instituts sowie als Mitarbeiter am Internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen tätig. Dort wirkte er ab 1963 auch als Spiritual am Kolleg Sankt Benedikt in Salzburg, dem Studienhaus der deutschsprachigen Benediktiner in Salzburg.

Am 14. Juli 1964 – mit erst 33 Jahren – wählten ihn seine Mitbrüder als einen der Jüngsten aus ihren Reihen zum 7. Abt von Sankt Bonifaz. Die Abtweihe erfolgt am 8. September desselben Jahres durch den damaligen Erzbischof von München und Freising, Julius Kardinal Döpfner. Dieser Weihegottesdienst war der erste Gottesdienst im Bistum München und Freising, der in Konzelebration gefeiert wurde. Bis zum Tod von Abt Hugo Lang 1967 wirkte Abt Odilo als dessen Koadjutor und trat dann seine Nachfolge an.

Eine der ersten und größten Herausforderungen seiner Amtszeit war zunächst der äußere Wiederaufbau von Sankt Bonifaz. Die Basilika war zwar bereits wieder aufgebaut, allerdings nur mit ihrem hinteren Drittel. Zwischen Restbasilika und Kloster klaffte im Bereich des früheren Langhauses noch eine große Lücke. In den 1970er Jahren entstand nach vielen Entwürfen und Diskussionen an dieser Stelle das „Zentrum Sankt Bonifaz“. Dem Bildungsauftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) gab Abt Odilo hier mit den Veranstaltungen rund um das bis heute stattfindende Colloquium Benedictinum konkrete Gestalt. Im „Zentrum Sankt Bonifaz“ fanden damit viele Gruppen und Kreise der Pfarrei und ganz unterschiedliche Gottesdienst-Gemeinden eine Heimat. Nach mehreren Bauphasen konnte Mitte der 1970er Jahre der Wiederaufbau mit der Umgestaltung der Basilika Sankt Bonifaz zu einem Zentralbau im Innern abgeschlossen werden. Abt Odilo hatte wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung des Innenraumes genommen, um – gemäß dem Verständnis des Konzils – den Charakter der Liturgie als Feier der Gemeinschaft des Volkes Gottes zu unterstreichen.

Seit Anfang der 1990er Jahre förderte er das Engagement einiger Mitbrüder, sich intensiv um Menschen ohne Obdach in München zu kümmern. Der Andrang vieler Frauen und Männer ohne festen Wohnsitz führte in Sankt Bonifaz schließlich zu drangvoller Enge. Um mehrere Dienste wie ärztliche Behandlung, Pflege, Essensausgabe und Duschmöglichkeiten zu bündeln, entstanden 1995 erste Planungen für einen Neubau, den Abt Odilo 2001 als Haneberg-Haus einweihen konnte und der u. a. die notwendigen Räume für die Betreuung von Obdachlosen umfasst.

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