Mönche

Pater Bonifaz Kaeser (1813-1873)

Pater Bonifaz Kaeser wurde als Joseph Maria Clemens Käser am 21. November 1813 in Augsburg als Sohn einfacher Weber geboren. Nach dem Besuch der sog. Werktagsschule war er von 1825 bis 1827 Schüler der Augsburger Kunstschule, um Zeichnen, Malen und Modellieren zu erlernen. Nach Lateinschule und Gymnasium – in einem seiner Zeugnisse bescheinigt ihm der Klassenlehrer „viele Anlagen, die er auch mit vorzüglichem Fleiße auszubilden sich bestrebt“ – studierte Käser in München Philosophie und Theologie und wurde am 5. Juni 1840 zum Priester geweiht, am Festtag jenes Heiligen, in dessen Abtei er 20 Jahre später eintreten und dessen Namen er bei seiner Profess am 6. Juni 1864 als Ordensnamen erhalten sollte. Die Jahre dazwischen waren ausgefüllt mit Seelsorgearbeit in seiner Heimatdiözese Augsburg, wobei sich ein schweres, nicht näher bezeichnetes Halsleiden mehr und mehr bemerkbar machte. Nachdem er seine Schwester, die ihm all die Jahre den Haushalt geführt hatte, mit einer Stelle in der Andechser Ökonomie versorgt wusste, stand dem Eintritt in St. Bonifaz nichts mehr im Wege. Sein „Verzeichnis über die in das Kloster St. Bonifaz mitgebrachten Bücher und anderen Gegenstände“ nennt 373 Buch- und 63 Musiktitel, 74 „Haus- und Arbeits-Geraethe“, z. B. eine Hobel- und Drehbank, Werkzeuge aller Art, ein Thermometer u. v. a. m., und Etliches an Kleidern und Wäsche – willkommene Utensilien für den klösterlichen Haushalt. Ruhigere Zeiten begannen mit dem Eintritt ins Kloster jedoch nicht. Pater Bonifaz wurde zunächst als Präfekt der St.-Nikolausanstalt eingesetzt, war dann ab 1868 als Ökonom, Gastmeister und Verantwortlicher für das Almosenwesen in München tätig und gegen Ende seines Lebens für kurze Zeit Verwalter des zu Andechs gehörenden Schlosses Ried bei Herrsching. Am 14. September 1873 starb er während eines Kuraufenthaltes in Schäftlarn und wurde in der Gruft von St. Bonifaz zu München beigesetzt.

In seinem Nachlass finden sich viele Relikte seiner künstlerischen Begabung – Zeichnungen, Pläne, Skizzen und ein wunderschön gemaltes Herbarium, dessen abgebildete Pflanzen aussehen, als stünden sie noch in Wald und Flur. Für die Klostergeschichte besonders wichtig sind seine Grundrisspläne, die er von Andechs und St. Bonifaz angefertigt hat und die die damalige räumliche Nutzung dokumentieren. Ebenso beeindruckend ist ein Panorama, das auf mehr als einem Meter Länge von Andechs aus in einer 360°-Rundschau das gesamte Panorama einschließlich der sich im Süden erhebenden Alpenkette zeigt.

Frater Wunibald Laib (1821-1882)

Eine große Begabung auf dem Gebiet des Zeichnens und Malens war Frater Wunibald (Caspar) Laib. Am 21. Januar 1821 wurde er in Monheim geboren, legte am 28. Dezember 1858 seine Gelübde ab und starb am 16. August 1882 in Andechs. Begraben wurde er in der Klostergruft von St. Bonifaz in München.

Im Zeugnis des bischöfliches Ordinariats Augsburg, das ihm am 6. Mai 1857 für seinen Eintritt in St. Bonifaz ausgestellt wurde, ist zu lesen: „Caspar Laib, in Monheim geb., gegen 38 Jahre alt, diente über 13 Jahre bei dem hiesigen Nadlermeister Fr. Xaver Rank (…), war sehr arbeitsam, geschickt nicht nur in seinem Fache, sondern wohl auch im Malen, Gemälde-Restaurieren etc. Seit dem Bestehen des katholischen Gesellenvereines war er einer der rührig- und geschicktesten Mitglieder, dabei war seine religiöse sittliche Haltung (…) ohne Klage und tadellos, und seine Briefe vom Sept. 1856 bis 24. März 1857 sind vom Danke gegen Gott, von Reue über seine Sünden, vom Vertrauen zu der Jungfrau und Mutter Gottes Maria, von der Glückseligkeit im Ordensstande überfüllt, und von Andechs aus geschrieben, wo er alle Gemälde zur Zufriedenheit des Abtes restaurierte…“

Neben diesem Hinweis auf seine Tätigkeit als Restaurator der Andechser Gemälde ist nur ein einziges Bild aus seiner Hand überliefert, das aber umso bekannter sein dürfte, weil es immer wieder in Publikationen über Andechs erscheint: Die berühmte Fußwallfahrt nach Andechs, die er um 1880 gemalt hat und die vielleicht auf ein älteres Vorbild zurückgeht, da sie kein zeitgenössisches Wallfahrtsbild wiedergibt, sondern in die Barockzeit zurückgreift.

Eine weitere Leidenschaft Frater Wunibalds galt der Fotografie. Als ‚mechanicus et photographus‘ wird er alle Jahre in der Auflistung der Mönche und ihrer jeweiligen Aufgaben genannt. Wir verdanken ihm vor allem Porträtaufnahmen seiner Mitbrüder.

Pater Pius Meier (1896-1982)

Pater Pius (Johannes) Meier wurde am 12. Juni 1896 in München geboren, legte am 7. November 1953 seine Profess ab und wurde am 23. Dezember 1856 zum Priester geweiht – zusammen mit Altabt Odilo, mit dem zusammen er auch das Noviziat absolviert hatte. Gestorben ist Pater Pius am 30. August 1982 in Oberalting, begraben liegt er auf dem Andechser Friedhof.

Johannes Meier stammte aus einem wohlhabenden Elternhaus – der Vater war ein bedeutender Münchner Kinderarzt – und studierte nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium 1915 und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg zunächst Musik mit dem Hauptfach Komposition. Bald schon stellte sich allerdings heraus, dass mit der Musik kein Lebensunterhalt zu verdienen war, deshalb trat Meier 1933 als Angestellter bei der Allianz ein. Nach dem Tod des Vaters 1936 heiratete er 1939 die ehemalige Haushälterin der Familie Lidwina König, mit der er während des Zweiten Weltkrieges in das Landhaus der Familie nach Oberalting übersiedelte. Nach dem Tod seiner Frau 1951 entschloss er sich, in St. Bonifaz einzutreten, zu dem er von Jugend an freundschaftliche Beziehungen gepflegt hatte. Trotz seines fortgeschrittenen Alters unterzog er sich dem Studium der Philosophie und Theologie und war nach der Priesterweihe in Andechs als Hilfe in der Klosterverwaltung, im Konvent und in der Kirche und als Organist tätig.

Verschiedene Zeugnisse aus der Zeit seines Musikstudiums bescheinigen ihm eine hohe Begabung als Komponist, Pianist, Cellist und Saxophonist. Seine Kompositionen füllen in der Bibliothek von St. Bonifaz etliche Regalmeter und umfassen sakrale Werke wie Messen, Vespern, Passionen und geistliche Lieder ebenso wie weltliche Stücke, z. B. das Werk Jazz in Form (5 Foxtrotts) – A Composer’s Improvisation for Orchestra, aus Fassungen von 1929, 1931, 1963 und 1964 für großes Orchester (Streicher, Klarinetten, Saxophon, Trompeten, Posaunen, Schlagzeug und Pauken) existieren. Meier experimentierte mit allen möglichen Musikgattungen – auch während der Jahre im Kloster, so dass der eine oder andere Walzer oder Tango ebenso vertreten ist wie der oben erwähnte Foxtrott oder zahlreiche Märsche.

Im Nachruf des Konvents heißt es deshalb: „Selbstverständlich blieb es auch im Kloster bis in die letzten Lebensjahre das große Anliegen von P. Pius, daß Gott in der Musik verherrlicht werde – durch sein Wirken als Organist wie vor allem als Komponist. Immer wieder vertonte er Messen und Tagzeiten, mit besonderer Liebe die Psalmen, mit tiefem, religiösem Ernst, aber auch mit ausgeprägtem Sinn für modernen Rhythmus und Klang. Seine Kompositionen stellen freilich hohe Ansprüche an Sänger und Instrumentalisten, so daß sie nur selten zur Aufführung gelangen.“

Frater Engelbert Schacherbauer (1854-1935)

Frater Engelbert kam als Dionysius Schacherbauer am 20. Juni 1854 in Babing in der Pfarrei Zeilarn in der Diözese Passau zur Welt. Am 3. Mai 1884 feierte er in St. Bonifaz seine Profess, gestorben ist er am 16. Oktober 1935. Wie von den meisten Brüdern ist von seinem Leben nur wenig überliefert. Er war der Sohn eines Leinwebers, erlernte diesen Beruf nach dem frühen Tod des Vaters zusammen mit dem ein Jahr älteren Bruder und führte das väterliche Geschäft weiter, bis er mit 20 Jahren zum Militär eingezogen wurde. Den Großteil dieser beiden Jahre verbrachte er als Krankenwärter im Militärlazarett Oberwiesenfeld, eine Aufgabe, die er auch nach dem Militärdienst ausübte – als Betreuer eines Grafen von Otting, der in der Ottostraße in München und damit ganz in der Nähe von St. Bonifaz lebte. Über den täglichen Besuch der Heiligen Messe kam der Kontakt zu St. Bonifaz zustande, wo sich Schacherbauer „durch das schöne Meßdienern der Brüder angezogen“ fühlte. Er bat um Aufnahme, ein Wunsch, der allerdings erst 1882 in Erfüllung gehen sollte. Zunächst arbeitete er in den Gärten in München und Andechs mit und wurde dann am 16. Juli 1888 Pförtner von St. Bonifaz, ein Amt, das er bis kurz vor seinem Tode ausüben sollte.

Als Pförtner saß er gewissermaßen an der Schnittstelle von Kloster und ‚Welt‘. Jeder, der aus- und einging, kam an ihm vorbei. Neben dem Tagebuch einer Romreise im Heiligen Jahr 1925 sind Lebenserinnerungen erhalten, die Einblicke in das ganz alltägliche Leben im Kloster geben. Daneben gibt es einzelne Blättersammlungen, die sich mit Umbau- und Renovierungsmaßnahmen in Kirche und Kloster beschäftigen, denn: „Nachdem ich, Br. Engelbert seit März 1882 im Kloster bin und Aufzeichnungen für Reparaturen in der Kirche verloren gegangen sind, hat mir der Hochw. Herr Abt den Auftrag gegeben, alles aufzuschreiben, was in dieser Zeit in der Kirche gemacht wurde.“ Noch im Zusammenhang mit der Generalsanierung der Klostergebäude in den Jahren 2018 bis 2022 waren einige dieser Anmerkungen sehr hilfreich.

Pater Magnus Sattler (1827-1901)

Pater Magnus Sattler wurde am 14. Juni 1827 in Hinnang bei Sonthofen im Allgäu geboren und auf die Namen Johann Anton getauft. Er besuchte das Gymnasium in Kempten, studierte Philosophie und Theologie in München – u. a. Hebräisch und Altes Testament bei Daniel Haneberg, dem späteren zweiten Abt von St. Bonifaz – und Dillingen, wurde am 28. Mai 1851 für die Diözese Augsburg zum Priester geweiht und hatte verschiedene Kaplansstellen inne. 1853 bat er Abt Paulus Birker um Aufnahme in St. Bonifaz, verließ das Kloster jedoch bald wieder, weil er mit den rigorosen Anforderungen des Abtes nicht zurechtkam. 1856 trat er zum zweiten Mal in St. Bonifaz ein, dessen Abt mittlerweile Bonifaz Haneberg hieß, der Sattler noch vom Studium her vertraut war. Am 5. März 1857 legte er seine Profess ab. Nach einer kurzen Zeit als Präfekt im königlichen Erziehungsinstitut in München war er von 1858 bis Herbst 1870 Superior in Andechs und Pfarrvikar von Erling, dann bis 1873 Subprior und Pfarrvikar in St. Bonifaz, wo er sich besonders um den Bau der Benediktuskirche verdient machte – so verfasste er im April 1873 einen erfolgreichen Aufruf zu Spenden für eine zweite Kirche im Bereich der Pfarrei St. Bonifaz auf der Schwanthaler Höhe. Von Herbst 1873 bis 1900 war er Prior in Andechs und erneut Pfarrvikar von Erling.

In dieser Zeit entwickelte er das marode Gut Andechs zur tragfähigen wirtschaftlichen Grundlage der Abtei. Wald- und Grundbesitz wurden arrondiert und damit eine bessere Bewirtschaftung ermöglicht, der Viehbestand verdoppelt. Sattler war gegenüber Neuem in Ackerbau und Viehzucht ebenso aufgeschlossen wie gegenüber technischen Erfindungen. Er richtete ein fotografisches Atelier ein, eine Nadlerwerkstätte zur Herstellung von Devotionalien und Rosenkränzen, 1891 wurde eine Telefonleitung zwischen Ökonomiebauhof und Klosterküche verlegt, 1893 entstand ein großer Fassstadel über einem neuem Lagerkeller und einige Jahre später ein eigenes Maschinenhaus zur Stromherstellung, in dem außerdem eine der ersten Kühlmaschinen von Linde von 1900 bis in die 70er Jahre ihren Dienst tat.

Als Pfarrvikar von Erling und Betreuer der Wallfahrtskirche sorgte sich Pater Magnus zudem um die bauliche Erneuerung und Erhaltung der Pfarrkirche und der Klosterkirche, z. B. mit der Neugestaltung der Heiligen Kapelle in Andechs. 1870 ließ er auf einem Hügel an der Straße nach Starnberg eine Kapelle errichten, die den Wallfahrern als letzter Sammelpunkt vor der Ankunft auf dem Heiligen Berg dienen sollte. Sie sollte außerdem das Ende des Krieges gegen Frankreich und den Abschluss eines Friedensvertrages erbitten helfen. Am 26. Februar 1871 wurde diese „Friedenskapelle“ von Abt Haneberg geweiht, sie liegt heute innerhalb des Friedhofs von Andechs und Erling.

Magnus Sattler war schon als Student historisch interessiert. Neben all seinen Aufgaben gelang es ihm, noch Zeit für seine historischen Arbeiten und Forschungen zu finden, die sich mit der Geschichte von Andechs, aber auch anderen Themen beschäftigten, so seine Veröffentlichungen zur Geschichte der Benediktiner-Universität Salzburg (1881 und 1890). 1868 brachte er „Ein Mönchsleben aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts“ heraus, das er Abt Haneberg und den Mitbrüdern von St. Bonifaz widmete. Das Werk schildert auf der Grundlage von Tagebüchern und Autobiographie die Lebensgeschichte von Pater Placidus Scharl, dem letzten Andechser Prior in der Zeit vor der Säkularisation 1803. 1877 erschien seine „Chronik von Andechs“.

Als Pater Magnus am 28. Mai 1901, dem Tag seines Goldenen Priesterjubiläums, starb, wurde er auf dem Andechser Friedhof bei der Friedenskapelle beigesetzt. Seine Mitbrüder ließen zu seinem Gedenken eine Ansichtskarte drucken, auf der das Kloster auf dem Heiligen Berg, die Friedenskapelle und Sattler mit der Bildunterschrift „40 Jahre Prior des Klosters Andechs“ zu sehen sind.

Der Würzburger Theologe Franz Seraph Hettinger schreibt in seinen 1902 erschienen Erinnerungen an ein Pilgeramt auf dem Heiligen Berg: „Als die Predigt begann, stellte sich mir eine schöne Szene dar. Hoch oben über dem Hauptaltar stand der Prediger; es war eine große Stille. Der Prior des Klosters hielt sie, eine große, starke, ehrwürdige Gestalt, dessen sonore Stimme über die Menge hindrang. Als ich ihn so stehen sah, in die malerische Benediktinerflokke gekleidet, mit dem mächtigen Bart, der weit herunterwallte und seinem ernsten Angesicht einen noch größeren Ernst verlieh, mußte ich an Moses denken, wie er vom heiligen Berg aus zu seinem Volke in der Wüste redete.“

Er selbst hatte sich immer als „unveredelten Allgäuer“ bezeichnet – mit seinem mächtigen Bart, der eine Mensur aus Studentenzeiten verdecken sollte, den langen Haaren und einem reichlich herben Charme. Der um ihren Sohn Rudolf trauernden Kaiserin Elisabeth von Österreich soll er gesagt haben, wenn er – Pater Magnus – Rudolf unter seinen Fittichen gehabt hätte, hätte es mit ihm kein solches Ende genommen.

Trennlinie mit Benediktuskreuz